Ramana Maharshi – Atma Vidya

ramana

Geschichtlicher Hintergrund

Ramana Maharshi, geboren als Venkataraman Iyer im Jahr 1879 in Tamil Nadu, Indien, war ein bedeutender indischer Weiser und spiritueller Lehrer. Als Jugendlicher erlebte er eine tiefe spirituelle Transformation, nachdem er eine intensive Angst vor dem Tod verspürt hatte. Diese Erfahrung führte ihn zu der Einsicht, dass sein wahres Selbst unsterblich ist, und er wanderte zum heiligen Berg Arunachala, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.

 

Ohne formale Ausbildung und mit wenig Kontakt zur Außenwelt zog er bald Suchende aus aller Welt an, die seine Lehre des stillen, direkten Weges zur Selbsterkenntnis suchten. Ramana Maharshi lehrte vor allem das Prinzip des Atma Vichara – die Erforschung des eigenen Selbst durch die Frage „Wer bin ich?“. Er starb im Jahr 1950, hinterließ jedoch ein spirituelles Erbe, das bis heute viele Menschen inspiriert.

Atma Vidya

    Sieh, Selbsterkenntnis ist leicht, sie ist ganz einfach.
    Sogar für den ganz Schwachen ist das Selbst so wirklich,
    dass im Vergleich dazu eine Stachelbeere, die man in der Hand hält,
    eine reine Illusion ist.

     

    1.
    Wahr, stark und immer neu ist das Selbst.
    Aus ihm entspringen die Phantome des Körpers und der Welt.
    Wenn dieses Trugbild vernichtet ist
    und keine Spur mehr davon übrig bleibt,
    erstrahlt die Sonne des Selbst hell und wirklich
    in der unermesslichen Weite des Herzens.
    Die Dunkelheit stirbt, die Not hat ein Ende
    und die Seligkeit steigt empor.

     

    2.
    Der Gedanke “Ich bin der Körper” ist der Faden,
    auf dem sich die verschiedenen Gedanken aneinanderreihen.
    Wenn man sich nach innen wendet und fragt:”Wer bin ich
    und woher kommt dieser Gedanke?”
    verschwinden alle anderen Gedanken.
    Das Selbst scheint dann von selbst
    als “Ich, Ich” in der Herzenshöhle.
    Solches Selbst-Gewahrsein ist der einzige Himmel,
    ist Stille, ist die Wohnstatt der Seligkeit.

     

    3.
    Was nützt es, die Dinge zu erkennen
    und nicht das Selbst?
    Wenn man dagegen das Selbst erkennt,
    was gibt es dann außerdem noch zu erkennen?
    Dieses eine Licht, das in den vielen Lebewesen erstrahlt,
    dieses Selbst als aufblitzendes Bewusstsein
    im Innern zu erkennen,
    ist das Spiel der Gnade, der Tod des Egos,
    und das Erblühen der Seligkeit.

     

    4.
    Für jene, die sich aus den Banden des Karmas befreien
    und den Geburten ein Ende bereiten wollen,
    ist dieser Weg leichter als alle anderen Wege.
    Bleib in dieser Stille, ohne Regung von Zunge, Geist und Körper,
    und sieh den Glanz des Selbst im Innern.
    Das ist die Erfahrung der Ewigkeit,
    die Abwesenheit aller Furcht
    und das weite Meer der Seligkeit.

     

    5.
    Annamalai, du bist das Selbst,
    das Auge hinter dem Auge des Geistes,
    welches das Auge und alle anderen Sinne erkennt,
    sowie den Himmel und die anderen Elemente.
    Du bist das Sein, das den inneren Himmel im Herzen
    enthält, enthüllt und wahrnimmt.
    Wenn der gedankenfreie Geist sich nach innen wendet,
    erscheint Annamalai als mein eigenes Selbst.
    Zwar ist Gnade nötig und wir müssen Liebe hinzufügen.
    Doch dann steigt die Seligkeit empor.